• 1
  • 2
  • 3
  • 4

Edith Stein

Geboren wurde ES am 12. Oktober 1891 als elftes und letztes Kind (von denen vier im frühen Kindesalter verstarben) einer weitverzweigten jüdischen Kaufmannsfamilie in Breslau, heute Wroclaw (Polen). Es folgten an den hiesigen Institutionen die schulische Ausbildung und das Studium in Germanistik, Geschichte, Philosophie und Psychologie, u. a. bei William Stern (für ES wichtig werdende Forschungsschwerpunkte sind „Psychologie des Denkens“, die „empirisch-naturwissenschaftliche Methode“ und philosophische Ansätze zur „Person“ ) und Richard Hönigswald (seine Auseinandersetzung mit dem “Neukantianismus“, die Darstellung des „konkreten, historisch bedingten und individuell bestimmten Einzelsubjekts (Monade) als Träger und Grund von Geltungsansprüchen in Wissenschaft, Kunst, Kultur, Staat und Religion“, dann der Begriff der „Korrelation“ von Gegenstand und Denken und schließlich die Frage nach einem „Gegebenen“, das nicht ausschließlich etwas Mannigfaltiges in der Anschauung, sondern ein organisiertes und individuelles Wesen ist – der Begriff des „Naturzwecks“ in Kantens Kritik der theologischen Urteilskraft).

Die Logischen Untersuchungen führen ES zu deren Autor Edmund Husserl nach Göttingen, wo sie ihr Staatsexamen als Lehrerin in Philosophischer Propädeutik, Geschichte und Deutsch 1915 abschließt. 1916-1918 ist sie wissenschaftliche Privatassistentin von Husserl, der nun Professor in Freiburg i.Br. ist; hier entsteht ihre Doktorarbeit Zum Problem der Einfühlung. Nach länger andauernden inneren (und auch äußeren) Auseinandersetzungen lässt sie sich taufen und firmen 1922. Eine universitäre Laufbahn wird ihr verwehrt, sie arbeitet als Lehrerin am Mädchenlyzeum und Lehrerinnenseminar der Dominikanerinnen in St. Magdalena, Speyer. Sie ist gefragte Vortragsreisende. Ab 1930/31 beschäftigt sich ES mit ihren philosophischen Hauptschriften Potenz und Akt und Endliches und ewiges Sein. Ab 1933 kann sie nicht mehr als Lehrerin arbeiten („Arierparagraph“), sie wird 1933/34 Klosterfrau im Kölner Karmel mit dem Ordensnamen „Teresia Benedicta a Cruce OCD“ (unbeschuhte Karmelitin). Am 9. August 1942 muss sie sterben in Auschwitz-Birkenau. Die katholische Kirche spricht sie 1998 heilig und sie wird „Mitpatronin Europas“.

Schon als junge Frau gab sie sich die Ziele, „etwas in der Philosophie zu leisten“ und die unüberschaubare Literatur „nachvollziehend zu verstehen“. Ihre ungeheure Motivationskraft schuf ein Werk, niedergelegt in 28 Bänden im Herder-Verlag 2000-2018 (ESGA): Schriften zu ihrer Biographie - Aus dem Leben einer jüdischen Familie und Selbstbildnisse in Briefen, letztere sind eigentlich Tagebücher zu ihren Gefühlen und ihrem Denken (Bände 1-4); die Anwendung der phänomenologischen Methode Husserls auf psychologische, politische und die Philosophie selbst betreffende Gegenstände (5-8); aus ihrer Annäherung an Thomas von Aquin entstehen Werke, die den phänomenologischen Ansatz mit der („scholastischen“) Ontologie („erste Dinge und Prinzipien“, „die Rückkehr zu den Sachen selbst“, das Verhältnis von „Möglichkeit und Wirklichkeit“, die „innere Dynamik“ eines Gegenstandes in seiner Abhängigkeit von äußeren Kräften) zu verbinden suchen (9-12; 23-24; 26-27); sie übersetzt Schriften des Reformators der englischen katholischen Kirche John Henry Newman (1801-1890) (ESGA 21-22); zusammenfassende Ausführungen berichten von ihren Vortragsreisen und Lehrverpflichtungen zu „Anthropologie und Pädagogik“ (13-16); die Erfahrungen und Erlebnisse zu „Phänomenologie und Mystik“ und „Spiritualität und Meditation“ finden ihren schriftlichen Ausdruck (17-20) und schließlich übersetzt sie (nebst weiteren Abhandlungen verschiedener Autoren) Descartes und die Scholastik ihres langjährigen Freundes Alexandre Koyré (1892-1964) (25) und Die sogenannte Judenfrage – bereits in der Ahnung eines kommenden Unheils (28).

Wir sehen, Edith Stein ist eingebettet in einen sehr großen Diskussionszusammenhang und sie lebt und arbeitet in einem entsprechenden Kosmos von Begegnungen. Sie denkt und lebt aus ihrer „ganzen Existenz“. Wahrscheinlich werden wir dies an uns selbst auch so erfahren können.

Mit zwei Gegenständen möchten wir uns beschäftigen: (1) der „Phänomenologischen Psychologie“ anhand ihrer Dissertationsschrift Zum Problem der Einfühlung von 1917 (der Begriff „Einfühlung“ im Vergleich zu anderen psychischen Akten; die Erfahrung „fremden Bewusstseins“; der „Aufbau eines Individuums aus Psyche und Körper“ und Wesen und Verständnis einer „geistigen Person“) (ESGA 5) und (2) „Religionsphilosophie“, beispielhaft mit der Arbeit Freiheit und Gnade von 1921 (der Zusammenhang von „Natur“, „Freiheit“ und „Gnade“; „Erlösung“: wovon, wovon abhängig und warum; unsere Suche des „Heils“ im Zusammenhang mit unserem menschlichen „Wesen“; zur Möglichkeit von „Glauben“) (ESGA 9, S. 8-72). Beide Werke enthalten viele Gedanken im Kern, die wiederholt in den 28 Bänden ausgeführt werden, sodass wir uns darin bewegen können.

Vorbereitende Literatur:

Der Vorschlag wäre, wir alle lesen Edith Stein von Christian Feldmann, Auflagen 2004-2019, aus dem Verlag Rowohlt Taschenbuch – eine ausgezeichnete bebilderte Einführung. Mehrere Exemplare sind bereit zum Versand als Geschenke zur Einstimmung. Die Einfühlung scheint vergriffen zu sein, allerdings haben sicher Bibliotheken die Bände 5 und 9 mit Freiheit und Gnade zur Ausleihe und im Netz stellt der Herder-Verlag die Texte („Edith Stein- Gesamtausgabe zum kostenlosen Download“, allerdings ohne Einleitung und den Anmerkungen) zur Verfügung.

Strukturiert würde das Ganze durch anregende Zusammenfassungen, über die wir sprechen können (warum nicht auch auf Wanderschaft - „unbeschuht“=barfuß oder mit Sandalen - in der schönen Umgebung mit dem sagenumwobenen „Nibelungensteig“?), die Rolle des „vortragenden Teilnehmers“ wäre die eines Pfadfinders in vielleicht unübersichtlichem Gelände.

Leitung:             Arnold Übelhart 

Datum:              19. bis 21. August 2022 

Zeiten:               Freitag: 14.00 bis 19.00 Uhr
                            Samstag: 9.30 bis 12.30 Uhr und 14.00 bis 19.00 Uhr
                            Sonntag, 9.30 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 15.00 Uhr

Ort:                     Herbert-Euschen-Bildungshaus
                            Im Erzfeld 33, 64689 Grasellenbach
                            www.herbert-euschen-bildungshaus.de

Kosten:              Seminargebühr: keine

                            EZ-Belegung (ohne Handtücher) für 2 Nächte: 85 €/ Person

                            DZ-Belegung (ohne Handtücher) für 2 Personen und 2 Nächte: 75 €/ Person

                            Verpflegung und Getränke (ohne Alkohol): pauschal 20 €/ Person

Teilnehmer:      max. 25

Anmeldung und Rückfragen: Anke Euschen, Tel. 0170 8071797 / Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Das Seminar findet vorbehaltlich der durch die Corona-Situation dann gültigen Rahmenbedingungen, geltenden Empfehlungen und Bestimmungen statt.
Kurzfristige Änderungen können sich daher ergeben.

Adresse

Herbert Euschen Bildungshaus
64689 Grasellenbach, Im Erzfeld 33
06207 / 2032660
info@herbert-euschen-bildungshaus.de
Mo-So: siehe Veranstaltungskalender

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.